Vom 28. bis 30. März 2025 lud der Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ zu einem Kulturwochenende unter dem Motto „Schloss Horneck, Kirchenburgen, Musik der großen Bühnen“ ein.
Im festlichen, voll besetzten Festsaal begrüßte der Vereinsvorsitzende Helge Krempels zahlreiche Gäste und Ehrengäste, darunter Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, Ehrenvorsitzender des Schlossvereins, Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen, Prof. Dr. Adinel Dincă (Universität Klausenburg), Friedrich Gunesch (Hauptanwalt der Ev. Kirche A.B. Hermannstadt), Septimiu Sârbu (Kurator) und Pfarrer Wolfgang Arvay aus Mediasch sowie Heinz Hugo Lahni vom European Committee of Regions in Brüssel. Am Samstag war zudem Heidi Mößner anwesend, stellvertretende Bundesvorsitzende im Verband der Siebenbürger Sachsen, stellvertretende Leiterin des LV Bayern und Vorsitzende der KG München. Krempels dankte dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. für die Unterstützung als Kooperationspartner.
Georg Mick, seit 2017 als engagierter Hausmeister im Schloss tätig, wurde in feierlichem Rahmen in den Ruhehestand verabschiedet. Krempels würdigte seine über das übliche Maß hinausgehende Arbeit mit großem Dank und besten Wünschen für den nächsten Lebensabschnitt.
Ehrungen der Kultur-, Schloss- und Dachpaten
Ein besonderer Moment des Wochenendes war die Ehrung derjenigen, die mit großzügigen Spenden Kulturveranstaltungen wie diese unterstützen oder das Fortbestehen von Schloss Horneck sichern. Den Schlossverein kann man durch verschiedene „Patenschaften“ unterstützen: Kulturpaten (ab einer Spende von 500 €), Schlosspaten (ab einer Spende von 1000 €, aktuelle Verwendung für Dachsanierung), Dachpaten (ab 5000€, auf Wunsch mit Namensnennung auf einer Ehrentafel im Schloss). Als Kulturpatin dieser Veranstaltung wurde Helmine Klein mit einer Urkunde geehrt. Den Schlosspaten, darunter Dagmar Bonfert, Richard Csaki, Dieter Lang, die Kreisgruppe Leonberg, die Alliance of Transylvanian Saxons (Cleveland, USA), Anita und Frieder Schaser mit Freunden, wurde ebenfalls herzlich gedankt. Besonderer Dank und Ehrung wurde den neuen Dachpaten Krista und Dietmar Faber, Dr. Ortrud und Dipl.-Ing. Gerhardt Graeser, Doris Prica-Wagner und Dusko Prica, der Kreisgruppe München (stellvertretend Heidi Mößner), dem Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen ausgesprochen. Jede kleinste Spende, Schloss- und Dachpatenschaften sind dringend notwendig, um die Eigenmittel für die Dachsanierung zu sichern.
Mediasch im Fokus
Die Ausstellung „Schätze auf Pergament und Papier – Zeugnisse der Schriftlichkeit in Mediasch vor 1600“ wurde mit einem beeindruckenden Vortrag von Prof. Dr. Adinel Dinca eröffnet. Die historischen Schätze, die 1945 vor der Zerstörung in einem Wehrturm des Mediascher Kirchenkastells versteckt wurden, waren 2022 wiederentdeckt worden. Darunter befindet sich auch ein seltenes Fragment eines astronomischen Textes „De Astronomia“ – die wohl älteste säkulare Überlieferung im heutigen Rumänien. Die Evangelische Kirchengemeinde A. B. Mediasch und die Heimatgemeinschaft Mediasch e.V. betreiben seit Mitte des Jahres 2022 in Kooperation mit dem Forschungszentrum TransScript der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg (Prof. Dr. Adinel Dincă) das Forschungsprojekt „Schriftlichkeit und Lesekultur in Mediasch im 14.-16. Jahrhundert“ mit der Zielsetzung zur Sicherung, virtuellen Rekonstruktion und wissenschaftlichen Analyse einer siebenbürgischen Pfarr- und Gymnasialbibliothek“. In der gezeigten Ausstellung wurden auf Rollups historische Dokumente, Siegel, Handschriften und Druckwerke präsentiert, die die kulturelle Identität Mediaschs dokumentieren. Sie entstand aus interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und der Gemeinde mit dem Ziel, das schriftliche Erbe sichtbar zu machen. Weitere Stationen der Ausstellung sind bereits in Planung.
Prof. Dr. Adinel Dinca beim Vortrag über die Zeugnisse der Mediascher Schriftlichkeit.
Foto: Roland Oberländer
Im Anschluss wurde von Alfred Gökeler, Vorsitzender der HG Mediasch e.V. die Broschüre „Mediasch“ aus der Reihe der Informationsbroschüren des Schlossvereins, verfasst von Konrad Gündisch, vorgestellt. Diese wurde dankenderweise von Dr. Ortrud und Dipl.-Ing. Gerhardt Graeser und der HG Mediasch und Dr. Hansotto Drotloff gefördert.
Kirchenburgen als Glaubensfestungen
In seinem aufschlussreichen Vortrag „Ein´ feste Burg ist unser Gott“ beleuchtete Prof. Dr. Ulrich Wien die zentrale Rolle der von Martin Luther geprägten Metapher, die auf Psalm 46 basiert. Luther ermutigte die Gläubigen, in Zeiten der Angst und Furcht Zuflucht bei Gott zu suchen, ähnlich wie in einer Burg. Heinrich Heine bezeichnete dieses Lied als die „Marseillaise der Reformation“, was auch auf die evangelisch-sächsische Gemeinschaft zutrifft. Der Referent stellte verschiedene Kirchenburgen (wie Birthälm, Tartlau und Schönberg) und einige historische Persönlichkeiten vor, um die vielfältige Bedeutung dieser Burgen zu verdeutlichen. Neben dem militärischen Schutz symbolisierten sie auch geistliche Orientierung, die evangelische Lehre und soziale Disziplinierung z.B. der Versöhnungsturm in Birthälm. Im 19. Jahrhundert wurden einige Burgen umgestaltet, um Schulen zu beherbergen, wodurch Bildung zur „festen Wehr und Waffen“ der Siebenbürger Sachsen wurde. Bischof Dr. Friedrich Müller-Langenthal nutzte die Kirchenburgenmentalität in der Zeit kommunistischer Bedrohungen, indem er 1956 eine Kantorenschule in Baaßen gründete, um das spirituelle und kirchenmusikalische Leben der Gemeinden zu stärken. 1949 führte er im innerkirchlichen Amtsverkehr (bis 1989) das Luther-Zitat „Ein` feste Burg“ ein, um damit eine Durchhalteparole auszugeben, aber auch die Glaubensgewissheit zu festigen, den Feind zu überwinden.
Prof. Ulrich Wien bei seinem Vortrag.
Foto: Heidi Negura
Den musikalischen Rahmen gestalteten Bariton Tim Lucas und Prof. Heinz Acker am Klavier mit Liedern wie der „Siebenbürgischen Ballade“ um den Maler Johannes von Rosenau, bekannt durch das Hermannstädter Kreuzigungs-Fresko von 1445, „Et säß e kli wäld Vijelchen sowie dem im Wechsel, Solo und gemeinsam gesungenen Luther-Choral: „Ein` feste Burg“.
Prof Heinz Acker und der Bariton Tim Lucas.
Foto: Dr. HG Zerwes
Denkmalgerechte Sanierung der Kirchenburgen in Siebenbürgen nach 2000
Friedrich Gunesch berichtete über den Zustand der Kirchenburgen in Siebenbürgen seit 2000. Gunesch erläuterte die gesetzlichen Grundlagen des Denkmalschutzes in Rumänien und hob hervor, dass ein Verständnis dieser rechtlichen Rahmenbedingungen entscheidend für den Erfolg von Restaurierungsprojekten ist. Die aktuelle Situation der Kirchenburgen ist gemischt. Einige wurden erfolgreich restauriert, viele stehen vor Herausforderungen in Bezug auf Finanzierung und Fachkräftemangel, 25% gelten als gefährdet. Die Stiftung Kirchenburgen spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung dieser Denkmäler und bietet Programme zur Unterstützung an, einschließlich Pflege- und Notprogrammen sowie Initiativen zur Tourismusförderung. Bedeutend sind die Kooperationen und Partnerschaften für den Fortschritt der Restaurierungsprojekte. Abschließend wurde die Rolle der Kirchenburgen als Orte der Gemeinschaft und des Austausches hervorgehoben. Der Vortrag vermittelte die Botschaft, dass die Restaurierung und Nutzung der Kirchenburgen wichtige Aufgaben sind, die Engagement und Zusammenarbeit erfordern mit der Vision, dass diese historischen Stätten auch in Zukunft lebendig und einladend für alle sein können.
Architekt Tudor Pavelescu und Hauptanwalt Friedrich Gunesch bei ihrem Vortrag über die siebenbürgischen Kirchenburgen.
Foto: Roland Oberländer
Architekt Tudor Pavelescu stellte praktische Beispiele mit vielen beeindruckenden Bildern denkmalgerechter Sanierung aus Kerz, Irmesch, Braller, Kirtsch und unterschiedliche Nutzungskon-zepte der Kirchenburgen vor, wie z.B. in Kirtsch die Umwandlung der Nebengebäude in Gäste-zimmer. Sehr eindrucksvoll: die Restaurierung des Kirchendaches in Lasseln. Pavelescus Maxime: Verwendung von traditionellen Materialien, behutsame bauliche Eingriffe und reversibles Bauen.
Für eine angeregte Publikumsdiskussion standen beide Hermannstädter nach den spannenden Vorträgen zur Verfügung. Dokumentation von historischen Funden, Pilzbefall in einigen Kirchenburgen und einiges mehr standen im Fokus der Fragen und Antworten.
Schloss Horneck im Wandel der Zeit
Der frühe Samstagvormittag war auch diesmal den gut besuchten Führungen gewidmet: zur Geschichte führte Dr. Konrad Gündisch durch das Schloss und über das Schlossgelände, zu dem letzten großen Umbau des Schlosses Dr. Axel Froese.
Dr. Konrad Gündisch berichtete als Chronist in der Deutschordenstracht über die Geschichte von Schloss Horneck – von der Stiftung der Burg ca. 1250 durch Konrad von Horneck an den Deutschen Orden, der Entwicklung von Schloss Horneck zu einem Zentrum des Deutschen Ordens mit Sitz des Hochmeisters, der nahezu völligen Zerstörung der Burg im Bauernkrieg vor genau 500 Jahren unter Beteiligung von Götz von Berlichingen bis zum Wiederaufbau als Renaissanceschloss nur 8 Jahre nach der Zerstörung. Der Starnberger Musiker Rupert Bopp verlieh dem Vortrag die besondere Stimmung. Als Troubadour, in Sängertracht mit vielen mittelalterlichen Instrumenten und moderner Loop-Technik machte Bopp die dramatischen Geschehnisse der Vergangenheit gesanglich und klanglich erfahrbar, beginnend mit den „Merseburger Zaubersprüchen“, dem „Lied der Marienverehrung“, über das „Palästina Lied“, dem „Tanz in der Schenke“ sowie dem Lied des steigenden Unmuts der Bauern gegen den Orden bis zu dramatischen Kampfgeräuschen des Bauernaufstands.
Anschließend berichteten Dr. Axel Froese und Architekt Peter Schell über die vor-restauratorischen Untersuchungen zur Dachsanierung. Der „Lebenszyklus“ des Schlossdaches nähert sich dem Ende zu, eine Dachsanierung ist deswegen unausweichlich. Dr. Froese, stellvertretender Vorsitzender des Schlossvereins und Architekt Schell, der fachliche Leiter des Schlossumbaus, berichteten gemeinsam über die Vorgehensweise der laufenden vor-restauratorischen Untersuchungen und erste Ergebnisse. Da keine genauen Pläne des Dachstuhls und des Daches vorlagen, mussten diese mittels lasergestützter Vermessung erstellt werden. Auf Basis dieser beeindruckenden Bilder können die Schäden nun genau erfasst und kartiert werden. Diese Informationen sowie die dendro-chronologischen und statischen Untersuchungen sind essenziell, um die Vorgehensweise und Kosten der eigentlichen Sanierung zu planen.
Musik der großen Bühnen – Höhepunkte der Abende
Am Freitagabend präsentierte Karl Heinz Piringer ein mitreißendes Schlager- und Pop-Medley – über „Mit 66 Jahren“, „Bridge Over Troubled Water“, „Words“, „Die wilden Jahre sind vorbei“ bis „Ich war noch niemals in New York“.
Karl-Heinz Piringer mit Schlager- und Pop Medley.
Foto: Roland Oberländer
Das musikalische Programm am Samstag umfasste eine sehr faszinierende Darbietung deutscher Balladen. Der junge Bariton Tim Lucas, am Klavier begleitet von Prof. Heinz Acker, interpretierte mit großer Ausdrucksstärke klassische Balladen wie „Der König von Thule“, „Der Handschuh“, der Schatzgräber“ „Der Floh“. Besonders berührend: „Die Uhr“ – ein Lied über den Herzschlag des Lebens. Tim Lucas, ein Siebenbürger Sachse, geboren in Saudi-Arabien nahm schon mit 11 Jahren ersten Gesangsunterricht bei der ehemaligen Opernsängerin Helma Reichle. Seine regelmäßige Zusammenarbeit mit Prof. Heinz Acker begann bereits 2018 im Rahmen der Begegnung der Künstlergilde Esslingen. Prof. Heinz Acker ist als langjähriger Begleiter, Unterstützer und Berater des Schlossvereins und als herausragender Musiker allen gut bekannt.
Abschließender Höhepunkt war das Konzert von Prof. Milton Miller (Bariton, Opernsänger und Gewinner des internationalen Gesangswettbewerbs Italien-Argentinien 2022, mit bedeutenden Auftritten z.B. in Rom zum Tag der Republik Italiens) und Fenia İnes Hein Wensell Miller (Klavier). Die argentinischen Künstler, seit Kurzem in München, verzauberten das Publikum mit Klassikern wie „O sole mio“, „Santa Lucia“, „Besame mucho“ sowie deutschen Liedern wie „Ännchen von Tharau“ und Schuberts „Ständchen“. Millers volle, warme und kraftvolle Stimme begeisterte das Publikum. Standing Ovations und viele Zugaben krönten den Abend.
Fenia Miller und Prof. Milton Miller Stars aus Argentinien.
Foto: Heidi Negura
Siebenbürgische Musikgeschichte & Andacht zum Abschluss
Am Sonntagmorgen führte Prof. Heinz Acker traditionsgemäß interessierte Besucher durch die siebenbürgische Musikgeschichte, die auf eindrucksvollen Themenwänden dargestellt ist. Im Anschluss gestaltete Pfarrer i.R. Samuel Piringer die festliche Andacht mit bewegenden Gedanken zu Joh. 6, 47-51. Er stellt zwei Erfahrungen in den Raum: den Hunger, mit seiner Kargheit, den großen Mängeln des Lebens, dem Lebensdurst, dem Lebenshunger und den Appetit mit Lebensüberfluss, seiner Abhängigkeit von materiellen Gütern und dem Lebensüberdruss. Der Glaube an Gott eröffnet Perspektiven für eine Zukunft jenseits von Mangel und Überfluss und schenkt Hoffnung auf neues Leben. Prof. Acker begleitete die Andacht musikalisch am Flügel.
Zahlreiche Gäste aus ganz Deutschland und Rumänien traten nach diesen erfüllten Tagen die Heimreise an – mit einem Koffer voller Eindrücke und dem festen Vorsatz wiederzukommen. Schloss Horneck bleibt ihnen als Ort der Begegnung, Geschichte und Kultur lebendig in Erinnerung. Ein großer Dank gilt allen ehrenamtlichen Organisatoren und Helfern, die diese Tage unvergesslich gestaltet haben.